28.11.2017
FAMILIENNACHZUG, EIN SYRISCHES BEISPIEL
Eine syrische Familie ist keine europäische Kleinfamilie. Das hat Folgen.
Necla Kelek schildert folgenden Fall: „Ahmed ist 14 und allein über das Mittelmeer von Syrien nach Deutschland gekommen. Er wollte die Chance auf ein Leben in Freiheit, für seine Familie war er der Türöffner zu ungeahntem Wohlstand. Er galt als unbegleiteter Jugendlicher und wurde von einer Pflegefamilie aufgenommen. Inzwischen konnte er seine Familie, wie vom Vater verlangt, nachholen. Es sind die Eltern, sieben ältere und jüngere Geschwister und eine Tante. Alle leben inzwischen in einem Hamburger Vorort in einer großen Sozialwohnung von Sozialhilfe. Ahmed hat seine Chance auf ein neues Leben verpasst, er muss nun wieder seinem Vater gehorchen.“
Eine syrische Familie ist keine deutsche Kleinfamilie. Eltern und Tante etwa sowie Geschwister zählen dazu. Es geht, wie das Beispiel zeigt, um Großfamilien und Sippen, die patriarchalisch organisiert sind. Die Beispielfamilie betrieb vor ihrer gut geplanten Einwanderung in das deutsche Sozialsystem übrigens eine Bäckerei in der Türkei. Und sie bleiben unter sich.
Necla Kelek warnt: „Als man 1972 einen Anwerbestopp für Gastarbeiter beschloss, erlaubte man gleichzeitig den Nachzug von Frauen und Kindern vor allem aus der Türkei. Dies führte zum Import des islamischen Familiensystems. Man zog nicht aus dem anatolischen Dorf nach Deutschland, sondern zur Familie in die bald in sich geschlossene Community von Moschee und Kulturverein. Dies hat Integrationsprobleme und Parallelgesellschaften erst geschaffen. Niemand brauchte sich mehr anzupassen, man blieb unter sich, blieb verhaftet in der Kultur des anatolischen Dorfes.“