ZUM TODE HELMUT KOHLS: DANK FÜR DIE DEUTSCHE EINHEIT

17.06.2017

ZUM TODE HELMUT KOHLS: DANK FÜR DIE DEUTSCHE EINHEIT

Ein Beitrag von Prof. Dr. Jörg Meuthen:

„De mortuis nihil nisi bene“ lautet eine altrömische Weisheit – über Verstorbene soll man nichts sagen, außer Gutes. Ein Grundsatz, der schon auf mancher Beerdigung nur mit Mühe eingehalten werden konnte.

Fraglos treffen derlei Schwierigkeiten, nur Gutes zu sagen, auch auf jeden verstorbenen Politiker von Rang zu, dessen Aufgabe es ist, im Fluss der Dinge Entscheidungen zu treffen.

Der gestern von uns gegangene Altkanzler Dr. Helmut Kohl musste in den 16 Jahren seiner Amtszeit viele Entscheidungen treffen – Entscheidungen, deren Folgen nach Auffassung unserer Bürgerpartei zu einem nicht unerheblichen Teil die Grundlagen für die Schwierigkeiten gelegt haben, in denen sich unser Land heute befindet.

Aber davon möchte ich heute nicht sprechen.

Heute gilt es, zumindest einen Moment innezuhalten und sich der Jahre zu erinnern, in denen Deutschland geteilt war. Eine vollkommen widernatürliche Situation – man stelle sich vor, Frankreich wäre durch Mauer, Stacheldraht und Minenfelder in zwei Hälften geteilt, und diese martialische Grenze verliefe auch noch mitten durch Paris. Unvorstellbar.

Genauso unvorstellbar, wie dies für die Deutschen bis zum überfallartigen Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 war. Aber dann war die Teilung Deutschlands auf einmal zementierte Realität.

Und eine höchst bedrückende, zuweilen auch beängstigende obendrein: Ich erinnere mich an finster dreinblickende, schwer bewaffnete „DDR“-Wachposten, deren schierer Anblick einem in Freiheit aufgewachsenen Kind des Ruhrpotts wie mir eine dunkle Ahnung von dem vermittelten, was im unterdrückten Teil Deutschlands wohl mit den Menschen gemacht wurde.

Diese Teilung schien in ihrer Monstrosität vollkommen in Stein gemeißelt und unüberwindlich, zumal sie nicht für sich alleine stand, sondern letztlich die Konsequenz der Konfrontation zwischen NATO und Warschauer Pakt war – oder weniger formal betrachtet: Die Folge der Unvereinbarkeit eines freiheitlich-marktwirtschaftlichen Gesellschaftsentwurfs und eines diktatorisch-sozialistischen Regimes.

Die deutsche Linke fand sich mit dieser Teilung recht frühzeitig ab. Für die SPD, später auch für ihren ultralinken Ableger namens „Grüne“, stand die Wiedervereinigung Deutschlands überhaupt nicht zur Debatte – man hatte sich arrangiert und hegte hie und da auch unverhohlen Sympathien für den dortigen Gesellschaftsentwurf.

Auch weite Teile der Medien fassten das Thema der deutschen Einheit, wenn überhaupt, nur mit äußerst spitzen Fingern und häufig mit dem Unterton des „Ewiggestrigen“ an.

All das focht Helmut Kohl nicht an. Er glaubte stets an die Überwindung der widernatürlichen Teilung unseres Vaterlandes – und er erkannte instinktiv den richtigen Moment, diese auf die Tagesordnung der Weltpolitik zu setzen.

Gegen alle anfänglich eisigen Widerstände verfolgte er das Ziel der deutschen Wiedervereinigung, das er am 3. Oktober 1990 erreichte – die Bilder jener Berliner Nacht werden genauso in die Geschichte eingehen wie der eigentliche Fall der Mauer am 9. November 1989.

Dies wird dauerhaft mit seinem Namen verbunden sein, und deshalb gilt es für jeden deutschen Patrioten – trotz aller möglicherweise bestehenden Meinungsunterschiede – heute „Danke“ zu sagen: Danke, Helmut Kohl, für Ihre Verdienste um die Wiedervereinigung Deutschlands.

Nun gilt es, den Blick nach vorn zu richten, und all die Dinge, die seinerzeit in die falsche Richtung angelegt wurden, zu korrigieren, damit Europa ein friedlicher Kontinent souveräner, selbstbestimmter Nationalstaaten bleibt, die sich weder durch das Diktat Brüsseler Bürokraten noch durch die zwangsläufigen Folgen einer fehlkonstruierten Kunstwährung gegeneinander aufbringen lassen.

Auch wenn über den Weg zu einem solchen friedlichen Miteinander in Europa zwischen Helmut Kohl und unserer Bürgerpartei keine Einigung mehr wird erzielt werden können – über das Ziel als solches kann es nach zwei verheerenden Weltkriegen, die sich zu erheblichen Teilen auf europäischem Boden abspielten, keine zwei Meinungen geben.

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