10.05.2018
„WELT“- KOMMENTATOR SCHUSTER ZUR EUROPÄISCHEN NAHOSTPOLITIK: „OHNE EINE EINZIGE REALPOLITISCHE IDEE NEHMEN DIE EUROPÄER DEN MUND VOLL MIT HUMANISTISCHEN PAROLEN“
Das trifft für Deutschland den Nagel auf den Kopf. Was Realpolitik ist, weiß man in Berlin gar nicht. Statt nüchtern die Mitspieler, ihre Interessen, Ziele und politischen und militärischen Möglichkeiten zu analysieren und den Konflikt als Interaktion verschiedener Akteure zu begreifen, kommt der übliche Aufruf zum Frieden, der zwar schön klingt, aber zum Verständnis und zur Lösung des Konflikts nichts beitragen kann. Auch außenpolitisch ist der linksliberal- humanitäre Denkansatz eine Nullnummer. Die Europäer, insbesondere die Deutschen, kann auch im Nahen Osten deshalb niemand wirklich ernst nehmen.
Und man kann sich den größten Teil der Mainstream- Berichterstattung auch sparen, weil nur die immer gleichen Appelle und, je nach Fall, die immer gleichen Bilder der zivilen Opfer kommen. Mitleid mit den Opfern, so human es ist, ersetzt aber keine Analyse, ergibt auch keine Lösung, und die Kommentare aus den letzten Nahostkriegen kann man immer wieder von den Hotels in Kairo aus aufwärmen, der deutsche Konsument verspeist sie anspruchslos immer aufs Neue.
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