04.10.2016
DIE VERUNGLIMPFUNG DER DEMONSTRANTEN VON DRESDEN
Mit diesen Sätzen verunglimpft der SPIEGEL die Demonstranten in Dresden: Sie „definieren Deutschland offenkundig nicht als Rechts- und Wertegemeinschaft. Das Wort Verfassungspatriotismus ist ihnen dem Sinn nach fremd. Für sie und ähnlich denkende Protestler ist Deutschland zuerst eine Volksgemeinschaft, in der nur derjenige Rechte haben soll, der dem deutschen Volk durch Geburt (und Blut) angehört. So verstehen sie ihren Ruf „Wir sind das Volk“. Er schließt den Flüchtling aus, aber letztlich auch jeden anderen, der nicht so aussieht oder denkt wie sie selbst.“
Die Demonstranten von Dresden kennen wir im Unterschied zum SPIEGEL-Dschurnalisten nicht so gut und so persönlich, dass wir wissen könnten, was sie denken und was nicht, wie sie den Begriff „Volk“ definieren oder nicht, oder ob sie überhaupt von einer „Volksgemeinschaft“ sprechen würden, oder ob sie überhaupt etwas definieren würden. Wir vermuten, dass es da Unterschiede gibt, und dass die Protestierenden in Dresden überwiegend keine Intellektuelle mit Politik- oder Geschichtsstudium waren, aber sich noch gut an den Ruf „Wir sind das Volk“ von 1989 erinnerten, der zum Ausdruck bringen wollte, dass die SED und das ganze DDR-Regime mit seiner Diktatur die Freiheit und die Interessen der großen Mehrheit der Deutschen mit Füßen traten, und dass dagegen eine wachsende Zahl von Bürgern dabei war aufzustehen.
Die Demonstranten von Dresden wollten offenbar an diese Tradition anknüpfen und konnten sich nicht daran erinnern, dass der Ruf „Wir sind das Volk“ damals von journalistischen Klugscheißern als undemokratisch verunglimpft worden wäre. Der Ruf soll heute dasselbe zum Ausdruck bringen wie damals: dass ein – diesmal postdemokratisches – politisches Gebilde wieder die Interessen der Mehrheit der Deutschen massiv verletzt und dass sie, die Demonstranten, dagegen aufbegehren. Daran ist nichts Undemokratisches, und die AfD teilt diese Lagebeurteilung.
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